Fragen & Antworten

Was ist das Besondere an Solidarischer Landwirtschaft?

Solidarische Landwirtschaft bedeutet eine direkte und verbindliche Kooperation zwischen einem landwirtschaftlichen Betrieb und einer Gruppe von Verbrauchern. Sie ist KEIN Gemüsekisten-Abo!
Landwirtin und Mitglieder teilen sich das Anbaurisiko, das sonst die Landwirtin alleine tragen müsste. Auch geht keine Zeit und Energie für die Vermarktung verloren. Deshalb kann eine sozial- und umweltverträgliche, wirklich nachhaltige Landbewirtschaftung mit fairen Löhnen vor Ort dauerhaft stattfinden. Die Mitglieder hingegen haben über den Einblick in die Kalkulation der Betriebskosten volle Transparenz über die finanzielle Situation des Betriebes und bekommen durch (freiwillige) Mitarbeit vor Ort eine Verbundenheit mit der Herkunft ihrer Lebensmittel.

Im Idealfall führt das zur Entkoppelung von Lebensmittelbezug und dem Geld, das man dafür ausgibt: „Die Lebensmittel verlieren ihren Preis und erhalten ihren Wert zurück“. Bezahlt wird ein jährlicher Anteilsrichtwert, um die Existenz des landwirtschaftlichen Betriebes zu sichern und damit das Auskommen derer, die dort zu existenzsichernden Löhnen arbeiten. Dafür erhalten die Mitglieder die gesamte Ernte. Da alle Ernteprodukte aufgeteilt werden können, ohne auf Vermarktungsnormen des Handels Rücksicht nehmen zu müssen, haben die Mitglieder es selbst in der Hand, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Was ist der Unterschied zu einem Gemüsekisten-Abo?

Bei der solidarischen Landwirtschaft wird nicht für den regelmäßigen Bezug einer bestimmte Menge an Waren bezahlt, sondern gemeinsam die Existenz eines landwirtschaftlichen Betriebes gesichert (s. auch „Was ist das Besondere an Solidarischer Landwirtschaft“). Damit die Finanzierung planbar ist, muss man für mindestens ein Jahr Mitglied werden. Die Mitglieder können auf der Vollversammlung mitbestimmen, was und wieviel angebaut werden soll.

Dafür bekommen die Mitglieder anteilig die gesamte Ernte. Es gibt deshalb nur saisonale Ware ohne Zukauf von außerhalb. Die Gemeinschaft trägt das Risiko von guten und schlechten Ernten gemeinsam. Bisher gab es eher zu viel als zu wenig, deshalb haben viele Mitglieder wieder mit eigener Vorratshaltung (z. B. Einmachen) angefangen. Einige arbeitsintensive Kulturen (Beeren) müssen von den Mitgliedern selbst geerntet werden. Teilweise gibt es dafür Gemeinschaftsaktionen, wie das Marmeladekochen im Gewächshaus. Seit Ende 2022 steht die neue Gemüsescheune, so dass nun die Lagerhaltungs-Kapazitäten z. B. für Kartoffeln und Wintergemüse vorhanden sind. Seit Anfang Januar 2024 wird nun auch im Winter von Januar bis Ende März alle 2 Wochen Gemüse ausgeliefert.

Die Ernte wird an Verteilstationen in der Region geliefert, die Kosten für die Bereitstellung sind im Mitgliedsbeitrag enthalten. Die Aufteilung untereinander innerhalb der Abholstationen regeln die Mitgliedern in eigener Verantwortung.

Wo liegt Groß Dahlum?

Groß Dahlum liegt ca. 5 km südöstlich von Schöppenstedt am Elm. Die Entfernung zu Wolfenbüttel beträgt knapp 25 Straßen-km, zu Braunschweig ca. 31 Straßen-km. Mit dem ÖPNV kann man Groß Dahlum mit dem Zug bis Schöppenstedt und dann mit dem Bus Richtung Schöningen/Helmstedt erreichen. Hier gibt es Infos zur Anfahrt.

Was kostet ein Anteil?

Der Richtwert für einen Anteil wird Ende jeder Anbau-Saison auf der Vollversammlung anhand der Summe aller voraussichtlichen Betriebskosten (incl. Gehälter) für das nächste Jahr festgelegt, indem diese Summe durch die Zahl der vermutlich zu vergebenden Anteile (2024/25: max. 50 Anteile) geteilt wird. Für die Saison April 2024 bis März 2025 beträgt der Richtwert für einen Gemüse-Anteil 190 Euro pro Monat.

Dieser Wert kann die Kosten decken, wenn von Anfang an so viele Mitglieder dabei sind, wie in der Kalkulation berücksichtigt. Da dieser Wert für einige vielleicht schwer zu zahlen ist, haben wir einen unteren solidarischen Wert definiert, damit niemand aus finanziellen Gründen bei der SoLaWi Dahlum nicht mitmachen kann, und einen oberen solidarischen Wert für diejenigen, die diesen Wert verkraften können und damit die niedrigeren Zahlungen ausgleichen. Wie in der Vergangenheit darf natürlich auch mehr zahlen wer will und kann. Solidarität wird damit nicht nur mit den Menschen auf dem Hof, sondern auch unter den Mitgliedern praktiziert.

In diesem Richtwert ist die Bereitstellung in den Verteilstationen enthalten.

Wie lange muss ich mich binden?

Die Kooperationsvereinbarung wird für eine Anbausaison abgeschlossen und verlängert sich nicht automatisch. Wegen des Übergangs zum Saisonstart Anfang April lief die Gemüse-Vereinbarung 2023 einmalig 15 Monate bis Ende März 2024.

Wer trifft Entscheidungen über den Anbau/die Betriebsführung?

Solche Entscheidungen trifft die jährliche Vollversammlung in Absprache mit der Landwirtin, damit keine unrealistischen Anbauversuche unternommen werden und sinnvoll investiert werden kann. Anregungen der Mitglieder sind jederzeit willkommen. Wenn Entscheidungen von großer Tragweite zwischen den regulären jährlichen Versammlungen getroffen werden müssen, kann entweder eine außerordentliche Versammlung angesetzt werden oder es findet eine Mitgliederbefragung statt.

Wie oft gibt es Anteile der Ernte?

Entsprechend dem hiesigen Klima werden mindestens von Anfang April bis Ende Dezember wöchentlich Ernteprodukte zur Verfügung gestellt. Pro Woche wird einmal an jede Verteilstation geliefert.

Da im Herbst 2022 das zentrale Lagergebäude fertiggestellt wurde, finden seit Januar 2023 nun auch regelmäßige Lieferungen alle 2-3 Wochen zwischen bis Ende März statt. Die Liefermengen im Winter sind saisonbedingt kleiner (Kartoffeln, etwas Lagergemüse, Porree, Winterkohle, ggf. Feldsalat und andere Wintersalate).

Wie viel ist ein Ernteanteil Gemüse in kg jede Woche?

Das hängt ganz von der Jahreszeit ab und wie die Ernte ausfällt. Ein Anteil ist so bemessen, dass er für zwei erwachsene Personen ausreicht, die viel Gemüse und Obst essen und sich nicht zu oft außer Haus verpflegen.  Gerade ab Hochsommer bis Herbst ist in der Regel die Erntemenge so reichlich, dass man auch eigene Vorratshaltung betreiben, oder Freunden/Nachbarn etwas davon abgeben kann.
Hier ein Beispiel für einen Anteil im August 2015 zur Ernte-Hochsaison:

(Foto: Sens)

Was wird bei der SoLaWi Dahlum angebaut?

Die SoLaWi Dahlum ist ein klassischer Gemüsebaubetrieb. Wegen der geringen Betriebsgröße und der kleinen Flurstücke ist kein Getreideanbau sinnvoll. Der schwere Boden eignet sich besonders für den Salat-, Kürbis- und Kohlanbau.

In vier Gewächshäusern (drei davon unbeheizte Folientunnel) werden empfindlichere Kulturen wie Tomaten, Gurken, Bohnen, Auberginen und Paprika angebaut.

Derzeit werden folgende Obst- und Gemüsesorten angebaut (Infos zu einzelnen Sorten findet ihr hier):

Blattgemüse und Stängelgemüse
Salate: Eichblatt rot und grün, Kopfsalat rot und grün, Batavia rot und grün, Lollo bionda und rossa, Cerbiattasalat (löwenzahnähnliche Blätter, mild), Teufelsohrsalat (zarter, rotgrüner Romanatyp), Ochzenzungensalat (artgrüner Romanatyp), Romanasalat (Forellenschluss), Eissalat, Asia-Salate, Endiviensalat, Radicchio, Zuckerhut, Feldsalat

Sonstiges Blattgemüse: Stielmus, Rucola, Postelein, Winterkresse (pikant, scharf), Hirschhornwegerich, Mangold, Spinat, Staudensellerie, Fenchel

Fruchtgemüse
Tomaten (Cocktailtomaten, Cherry-Tomaten, rot, gelb und schwarz), Fleischtomaten, Flaschentomaten, spezielle Tomaten (goldene Königin, Tigerella, etc.)
Gurken (Schlangengurken, Landgurken)
Auberginen
Paprika, Peperoni
Stangenbohnen
Dicke Bohnen
Zuckererbsen
Zucchini grün und gelb, Zucchini Zappho, Sunburst – kleiner gelber Zucchini-Kürbis
Kürbisse (Hokkaido orange und grün, Butternut, Muskat, Spaghetti-Kürbis, sweet Dumpling/sweet Lightning)
Zuckermais

Kohl- und Wurzelgemüse
Kohlrabi
Blumenkohl, Broccoli
Rotkohl, Weißkohl, Spitzkohl
Wirsingkohl
Chinakohl
Rosenkohl
Grünkohl
original Braunkohl, alte Sorte, leicht violett
Schwarzkohl
Rote Bete durchgefärbt, Gelbe Bete und alte Sorte Chioggia geringelt, innen weiß/rot
Steckrüben
Weißer Rettich
Möhren, verschiedene Sorten
Pastinaken
Wurzelpetersilie
Sellerieknollen
Topinambur
Rübchen, verschiedene Sorten
Rettich, rot
Radieschen
Meerrettich

Zwiebelgemüse
Lauchzwiebeln
Porree
gelbe Zwiebeln
rote Zwiebeln
Schalotten
Winterheckenzwiebeln

Kartoffeln
verschiedene Sorten: mehlig, vorwiegend festkochend und festkochend
Spezial-Sorten: Blauer Schwede, Heiderot

Walnüsse

Obst
Erdbeeren
rote Johannisbeeren
Jostabeeren
Stachelbeeren
Brombeeren
Zwetschgen, `Bühler, frühe´
Zwetschgen, `Hauszwetschge´
Mirabellen
Äpfel – verschiedene Sorten
Birnen, verschiedene Sorten

Die meisten Obstsorten müssen von den Mitgliedern selbst geerntet werden, ebenso die große Vielfalt an Kräutern der Saison aus dem Freiland. Dagegen sind Kräuter aus dem Gewächshaus (Basilikum, Petersilie, Rucola etc.) regelmäßiger Bestandteil der Lieferungen.

Wie kommt mein Ernteanteil zu mir?

Es gibt im Raum Braunschweig-Wolfenbüttel mehrere Abholstationen, an denen man die Ernteanteile abholen kann. Derzeit werden die Abholstationen von Anfang April bis Ende Dezember einmal pro Woche beliefert.

Von Januar bis März werden im 2-3 Abstand Kartoffeln, Lagergemüse, Winterkohle, Porree und ggf. Wintersalate geliefert.

Der Transport zu den Stationen wird durch Angestellte organisiert. Die Aufteilung der Ernte innerhalb der Abholstationen organisieren die Mitglieder eigenverantwortlich. Einige wenige ernteaufwändige Kulturen (Beerenobst, Steinobst, Freiland-Kräuter) müssen in der Regel von den Mitgliedern selbst geerntet werden.

Was ist, wenn ich bestimmte Produkte nicht vertrage?

Generell hat jedes Mitglied die Verantwortung, seinen Ernteanteil abzunehmen. Vielleicht finden sich Freunde oder Nachbarn, die man beschenken kann oder es finden sich Leute in der Abholstation, mit denen ein Tausch möglich ist.

Was passiert mit meinem Anteil, wenn ich in Urlaub bin?

Entweder informiert man die Mitglieder seiner Abholstation z. B. per Rund-E-Mail, dass der eigene Anteil unter allen Anderen aufgeteilt werden kann oder er kann (nach Absprache mit demjenigen, bei dem die Abholstation ist) von einer anderen Person abgeholt werden.

Wird biologisch oder konventionell gewirtschaftet?

Bis 2019 war der Betrieb nach den Richtlinien des Demeter-Verbands zertifiziert. Aus Aufwandsgründen wurde die Zertifizierung nicht verlängert. Die Art der Bewirtschaftung hat sich dadurch aber nicht geändert. Sie ist in unserem Leitbild festgeschrieben.

Alle Jungpflanzen werden selbst gezogen, nach Möglichkeit aus samenfesten Sorten. Es wird kein gentechnisch verändertes Saatgut eingesetzt, und Hybridsorten nur dann, wenn es nicht anders möglich ist.

Viele Hecken, eine kleine Streuobstwiese und ein Teich bieten auf den Betriebsflächen Lebensräume für Wildtiere.  Auch auf dem Gemüseacker sollen Baumreihen entstehen (Esskastanien, Speierling), um die Verdunstung zu reduzieren.

Muss man auf dem Betrieb mitarbeiten?

Bei der SoLaWi Dahlum gibt es keine verpflichtende Mitarbeit auf dem Hof. Nach Absprache mit der Landwirtin ist es aber auf freiwilliger Basis möglich, mitzuhelfen. Teilweise ist dafür eine Einarbeitung sinnvoll. Die Landwirtin gibt Termine vor, an denen helfende Hände für bestimmte Arbeiten gesucht werden (z. B. Hecke schneiden, Zaunbau, Kartoffelernte, Hacken und Jäten…). In der aktuellen Saison ist das alle 3 Wochen am Samstag.

Ernteintensive Kulturen müssen in der Regel von den Mitgliedern selbst geerntet werden (Buschbohnen, Beeren, Steinobst). Oft bilden sich dafür Fahrgemeinschaften nach Groß Dahlum.

Auch die Organisations-Gruppe der SoLaWi freut sich über Leute, die z. B. helfen, Feste oder die Vollversammlung zu organisieren, an Informationständen mitmachen, Anfragen von Interessierten beantworten, die Meinungsbildung innerhalb der SoLaWi unterstützen, …

Gibt es Tierhaltung / tierische Produkte?

Bis Ende 2024 gab es zu den Gemüseanteilen Eier von eigenen Legehennen in Freiland-Haltung. Zusätzlich konnten Fleisch-Anteile aus eigener Haltung von Schafen und Freiland-Schweinen gezeichnet werden. Zurzeit pausiert die Tierhaltung.

Zwei Norwegerpferde helfen uns bei der bodenschonenden Bearbeitung der Anbauflächen.